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Der Zwerg

Gestern Abend spazierte mirnichts dirnichts ein Zwerg in mein Schlafzimmer. Er sah aus wie der Vater von Jack Nicholson und der Sohn von Tom Waits, nur kleiner. Er hatte Boxershorts an in den Farben der portugiesischen Nationalflagge und ein T-shirt mit einem Schaf aufgedruckt. Sein Lächeln war mysteriös, mit Spuren von Gemeinheit. Naja, das bin ich gewöhnt, wegen Jack Nicholson, ihr wisst schon. In einer Hand trug er meine rostige Gartenschere, in der anderen balancierte er drei Tassen, aus denen er mir zu trinken gab. Die erste war gefüllt mit einer Art süßer Milch, die nach Honig schmeckte, nach Zucker, Marshmellows, Schokolade, Eierlikör, Vanilleeiscreme und Ingwerbrot. Oh. Die zweite war gefüllt mit einer dunklen Flüssigkeit, ein grünlicher Tee, der schmeckte nach Schlangen und Schnecken und pulverisierten Maschinengewehrpatronen und vergifteten japanischen Harakirikirschen, also, was soll ich sagen. Aber in der dritten Tasse war etwas, das ich nicht beschreiben kann. Es schmeckte nach nichts. Es schmeckte so intensiv nach gar nichts, dass der Boden anfing zu beben für ein paar Sekunden, und die Kommode ein quietschendes Geräusch von sich gab. Dann fing der Zwerg an zu singen: “your own personal Jesus, someone who hears your prayers, someone who cares”, und er begleitete sich auf der rostigen Gartenschere. Dann plötzlich verschwand er, und heute morgen sieht alles genauso aus wie gestern. Mehr oder weniger.