Er hatte viele Jahre in einem alten Haus gelebt. Die Ruhe wohnte mit ihm dort, sie war sehr schweigsam, was ihm angenehm war, denn auch er sprach weder viel, noch gerne. Am Morgen schnitt er Brot. Am Abend löffelte er die Suppe aus, die der Tag ihm eingebrockt hatte und beklagte sich nicht. Er war ein ordentlicher, bescheidener Mann, der nicht viele Ansprüche stellte. Er mochte sein Haus. Die Räume, die Möbel, alles war ihm so vertraut, daß er es im Schlaf hätte beschreiben können, wenn jemand ihn im Traum danach gefragt hätte. Er kannte das Geräusch jeder Tür, das Knarren jeder Holzdiele, er wußte, wieviele Stufen die Treppe zum oberen Stockwerk hatte und fand nachts den Weg durch die Flure im Dunkeln. Seine Sachen in den Schubladen und Kommoden, die Kleider in den Schränken waren, wie die Bücher im Regal, übersichtlich sortiert. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte alles für immer so bleiben können. Dann aber, zunächst fast unmerklich, gab es eine Veränderung. Innerhalb weniger Tage wurden die Wände durchsichtig, porös wie altes Leinen. Licht drang herein, und Dunkelheit. Töne, Stimmen, Bilder, die dem Mann fremd waren, krochen erst einzeln, dann in immer größerer Zahl von außen durch das brüchige Fachwerk, schlenderten durch die Zimmer und Kammern, durch Küche und Keller und ließen sich nieder. Die Ruhe fühlte sich gestört und versteckte sich. Dem Mann gefiel das nicht sehr, da er aber von duldsamer Natur war, versuchte er nicht, dieser Invasion Einhalt zu gebieten. Vielleicht war dies ein Fehler?
Nun, eines Tages – die Wände und Mauern des Hauses hatten sich mittlerweile bis auf einen Hauch ausgedünnt und der Wind blies fast ungehindert vorne hinein und hinten wieder hinaus, so dass die Gardinen sich blähten und die Zettel auf dem Schreibtisch wie aufgescheuchte Motten durcheinander flogen, – eines Tages schließlich saß ein Tier auf dem Bettvorleger. Sah den Mann an mit weltweitem Blick.